Obwohl sie sich bei genauem Hinsehen deutlich unterscheiden, werden die Minerale Astrophyllit und Anthophyllit häufig verwechselt. Beide können in Form von glänzenden, irisierenden stengeligen oder faserigen Aggregaten vorkommen und bilden zusammen mit anderen Mineralen oft interessant gemusterte Gesteine. Eines davon ist ein Anthophyllit-Schiefer aus Schweden.

Anthophyllit (-Schiefer)

Anthophyllit

Anthophyllit-Schiefer, Schweden

Foto: K. Sieber, www.makrogalerie.de

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Anthophyllit gehört zur Mineralgruppe der Amphibole und ist chemisch verwand mit den Mineralen Aktinolith und Tremolit, welche in einer feinfaserig-verfilzten Form auch als »Nephrit-Jade« bekannt sind. Ähnlich wie diese bildet Anthophyllit gerne stängelige bis strahlig-faserige Aggregate. In den sogenannten Hermannover Kugeln aus Tschechien bildet es eine radialstrahlige Kruste rings um einen Kern aus Phlogopit-Glimmer. Sehr feinfaserige Aggregate mit einem Faserdurchmesser von weniger als 0,003 mm werden als Anthophyllit-Asbest bezeichnet. Die hier beschriebenen und als Schmucksteine angebotenen Anthophyllit-Schiefer zählen jedoch nicht zur Asbest-Gruppe, da die Anthophyllit-Garben und Stängel wesentlich dicker auskristallisiert sind.

In der Regel tritt Anthophyllit eingewachsen in Gesteinen auf. Es gibt nur wenige Gesteine, in denen das Mineral besondere Lichtreflexe zeigt. Bekanntestes Beispiel ist das Gestein »Nuumit (Amphibolit-Schiefer)« aus Grönland. Ein weiteres Beispiel ist ein metamorph gebildeten Anthophyllit-Schiefer aus Schweden, in dem Anthophyllit in glänzenden, garbenförmigen Aggregaten kristallisiert, die oft ein bläuliches bis gelbliches Irisieren zeigen. Zusammen mit rotbraunem Granat, körnigem Epidot und farblosem Cordierit bildet das Gestein eine optisch sehr attraktive Mineralvergesellschaftung. Elementanalysen mit dem Rasterelektronenmikroskop (REM) konnten zeigen, dass der Eisengehalt des Anthophyllits in diesem Gestein deutlich erhöht ist, weshalb das Mineral mineralogisch korrekter als "Ferro-Anthophyllit" zu bezeichnen wäre. Im Unterschied zum ähnlichen Amphibolmineral Arfvedsonit, enthält das Mineral jedoch kein Natrium.

 

Astrophyllit (-Syenit)

Astrophyllit

Astrophyllit-Syenit

Foto: K. Sieber, www.makrogalerie.de

Astrophyllit kommt nur sehr selten als eigenständiges Mineral vor. Die im Handel als "Astrophyllit" angebotenen Schmucksteine bestehen in der Regel aus dem Gestein Syenit, das neben Astrophyllit noch große Mengen von weißem Nephelin und grünlich schwarzem Ägirin enthält.

Syenite gehören zur Gesteinsfamilie der Plutonite. Die Hauptbestandteile sind Alkalifeldspat, Amphibole, Biotit, Plagioklas und Pyroxene. Als Nebenbestandteile können Apatit, Korund, Muskovit, Nephelin, Quarz und Titanit auftreten.

Unterscheidungsmerkmale

Anthophyllit und Astrophyllit können in Form glänzender, irisierender, stengeliger oder faseriger Aggregaten vorkommen. Die unterschiedlichen Farbschiller sind auch die besten Anhaltspunkte, um die beiden Minerale unterscheiden zu können.

Astrophyllit

Astrophyllit irisiert in braunen bis goldgelben Farben

Astrophyllit bildet eher radialstrahlige Aggregate ("Astrophyllit- Sonnen")

(Mohs-) Härte: 3 - 3½

Anthophyllit

Anthophyllit irisiert in bläulichen bis gelblichen Farbnuancen

Anthophyllit bildet eher garbenförmige Aggregate ("Anthophyllit-Besen")

(Mohs-) Härte: 5 - 6

 


Autor: Dipl.-Min. B. Bruder

© INSTITUT FÜR EDELSTEIN PRÜFUNG (EPI), 2021

 

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