
»Chrysanthemensteine« im Vergleich: Naturfarbe [links] und künstlich eingefärbt [rechts]
Unter dem Begriff "Blütensteine" werden all jene Gesteine zusammengefasst, die in ihrem äußeren Erscheinungsbild blütenblätterähnliche Strukturen zeigen. Bekannt sind Gesteine mit radialstrahligen Andalusit Kristallen, Vulkanite mit strahlig ausgebildeten Feldspäten und Kalksteine mit Coelestin Garben. Im japanischen heißen diese Steine "kikuka seki" oder "kikka seki", frei übersetzt: "Chrysanthemenstein" (kiku = Chrysantheme, seki = Stein).
Coelestin-Kalkstein

Abb. 1: »Chrysanthemenstein«, bestehend aus weißem Coelestin mit Calcit in dunkelgrauem Kalkstein. Fundort: Jianxi, China
Foto: K. Sieber, www.makrogalerie.de
Seit den 1990er Jahren wird unter dem Namen »Chrysanthemenstein« ein schwarzer, bitumenreicher Kalkstein aus der chinesischen Provinz Hunan angeboten. Die Einlagerungen von weißen, radialstrahlig angeordneten, blütenblätterförmigen Verwachsungen aus Coelestin mit Calcit in einer dunklen, fast schwarzen Kalksteinmatrix erregten schon bald die Aufmerksamkeit vieler Sammler. Eine stetig wachsende Nachfrage stand einer stetig abnehmenden Verfügbarkeit von schön ausgebildeten Blütenformen entgegen. Dies führte dazu, dass die weißen Kristalle immer häufiger mit Farbe nachgezeichnet wurden.
Imitationen
Dabei werden die Umrisse der von Natur aus oft unregelmäßig geformten Coelestinstängel gleichmäßig umrandet und zu schönen Spitzen retouchiert. Interessanterweise werden nicht die weißen, blütenblätterähnlichen Strukturen auf das schwarze Muttergestein gemalt, sondern der umliegende Kalkstein schwarz eingefärbt.
Die schwindenden Ressourcen führen dazu, dass zunehmend auch coelestinfreier hellgrauer Kalkstein partiell schwarz eingefärbt wird, wobei blütenblätterförmige Strukturen ausgespart bleiben und auf diese Weise die Optik eines »Chrysanthemensteins« erreicht wird.
Raman-Analysen des EPI-Labors aus dem Jahr 2013 an verschiedenen Chrysanthemensteinen aus China ergaben, dass nur noch in den ungefärbten Exemplaren Coelestin nachweisbar ist. Die gefärbten Exemplare hingegen waren ausschließlich gefärbter Kalkstein ohne Anzeichen von Coelestin.

Abb. 3: Bei Ramananalysen von gefärbten und ungefärbten Chrysanthemensteinen war nur in den ungefärbten Exemplaren Coelestin nachweisbar.
Literatur:
FANG, YE-SEN, YUAN, XU-YIN (1991): Discovery of the Chrysanthemum shaped Celestite in the Permian Carbonates of Pingxiang-Leping Depression of Jianxi Province, Chin. Science Bull., 36, 14.