Abb. 1: Diese hellblauen Steine bestehen nicht aus "blauem Scheelit" sondern aus Dolomit.
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Scheelit ist ein Calciumwolframat (Ca[WO4]), das in reiner Form farblos ist. Durch Beimengungen von Fremdstoffen kann das Mineral eine graue, braune, hellgelbe, gelb-orange, rote oder grüne Farbe annehmen. Hellblaue Farben sind bisher nicht aufgetreten.
Die untersuchten Steine, die auf verschiedenen Internetplatformen unter der Bezeichnung "blauer Scheelit" angeboten werden, besitzen eine achatartige Zonierung, mit weißen, hellblauen und gelblichen Bereichen (Abb. 1).
Mit einer Mohs'schen Härte von 4½ bis 5 gehört Scheelit zu den mittelharten Mineralen, die sich ähnlich wie das Referenzmineral Apatit (5) mit einem Messer ritzen lassen. Durch seine sehr hohe Dichte von 6,0 bis 6,1 zählt Scheelit zu den Schwermineralen. Zum Vergleich: der als "Schwerspat" bekannte Baryt hat "nur" eine Dichte von 4,5. In der Hand gehalten, müssten Steine aus Scheelit als besonders schwer auffallen. Dies war bei den untersuchten Proben nicht der Fall. Die Dichte der untersuchten Steine wurde mit lediglich 2,8 - 2,9 ermittelt. Die Mohs'sche Härte lag bei 3½ - 4.
Gesteinsanalyse
Abb. 2: Das Raman-Spektrum der gemessenen Probe 9911 (schwarz) stimmt genau mit dem Referenzspektrum von Dolomit (rot) überein.
Mittels Raman-Laserspektroskopie erhielten wir eine gute Spektralkurve der Proben und verglichen sie mit dem Spektrum von Scheelit. (Abb. 2). Das Ergebnis war eindeutig. Die gemessene Kurve (schwarz) stimmte nicht mit Scheelit (grüne Kurve) überein, sondern mit Dolomit (rote Kurve). Damit konnte die gemessene Probe eindeutig als Dolomit identifiziert werden.
Ein Test mit 10%iger Salzsäure zeigte eine träge Bildung von Gasblasen an der Kontaktfläche von Säure und Stein. Diese Reaktion ist diagnostisch für Carbonatminerale, zu denen auch Dolomit gehört.
UV-Reaktivität
Abb. 3: Blau-weiß gebänderter Dolomit: links im Tageslicht, rechts unter kurzwelligem UV-Licht. Im rechten Bild sind kleine, weiß fluoreszierende Bereiche, die unregelmäßig im Dolomit verteilt sind, deutlich erkennbar. Zur besseren Lokalisierung sind größere Bereiche schwarz markiert worden.
Foto: K. Sieber, www.makrogalerie.de
Um abschätzen zu können, ob in dem untersuchten Gestein neben dem Hauptmineral Dolomit vielleicht doch auch Bestandteile von Scheelit vorhanden sein könnten, wurde die Proben unter kurzwelligem (254 nm) UV-Licht (UVk) begutachtet. Scheelit hat die Eigenschaft, unter kurzwelligem UV-Licht stark zu fluoreszieren. In der Tat konnten wir mehrere kleine, weiß fluoreszierende Bereiche entdecken (siehe Abb. 3).
Anhand detaillierter Untersuchungen mittels Laserinduzierter Plasma Spektroskopie (LIPS) (Analyse: J. Lorenz) konnten diese flluoreszierenden Bereiche als Kunststoff identifiziert werden. Damit hat sich der angebliche "blaue Scheelit" komplett als Fälschung erwiesen.
Fazit
Das untersuchte Material besteht komplett aus dem Mineral Dolomit, mit Rissfüllungen aus Kunstharz. Das Gestein als Schellit zu bezeichnen ist grob irreführend und Verbrauchertäuschung. Die Steine sind als blauer Dolomit anzusprechen.
Autor: B. Bruder, © EPI - Institut für Edelsteinprüfung (www.epigem.de)
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