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Viele Gesteine, die bisher nur in der Steinmetzbranche bekannt waren, kommen nun auch in geschliffener oder getrommelter Form in den Mineralienhandel. Diese Entwicklung ist zweifelsohne eine Bereicherung für die Liebhaber schöner Gesteine. Leider sind diese Dekor-Gesteine nur selten mit einer mineralogisch/petrografisch korrekten Bezeichnung versehen. Das ist auch bei einem dunklen, fast schwarzen Gestein mit kupferfarbenen Einsprenglingen der Fall, welches im Mineralienhandel häufig fälschlicherweise unter dem Namen »Nuumit« angeboten wird.

Bronzit-Gabbro (Norit)

»Bronzit-Gabbro«, Indien

Bronzit-Gabbro (Norit), Indien

Foto: K. Sieber, www.makrogalerie.de

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Das dunkle, fast schwarze Gestein wird seit 1988 in der Nähe des Dorfes Chimakurthy (bei Ongole) im Bundesstaat Andhra Pradesh in Indien abgebaut. In 44 Steinbrüchen, die über eine Fläche von über 160 ha verteilt sind, werden jeden Monat rund 20.000 bis 25.000 Kubikmeter des Dekor-Gesteins gewonnen. Vermarktet wird es unter der Bezeichnung "Black Galaxy" oder "Star Galaxy". Unter diesen Namen ist es in der Steinmetzbranche als Dekorgestein bekannt, welches sich gut zu Küchenfliesen und Arbeitsplatten verarbeiten lässt.

Mineralogisch handelt es sich um einen Gabbro, einem quarzarmen magmatischen Gestein, das im Wesentlichen aus Plagioklas-Feldspat (Labradorit) und Pyroxenmineralen besteht. Die fast schwarze Eigenfarbe wird durch die Einlagerung von dunklen Erzmineralen (vor allem Magnetit) hervorgerufen. Zwischen den Labradorit Kristallen sind rundliche Einsprenglinge des Pyroxenminerals Bronzit verteilt. Je nach Blickrichtung leuchten diese Bronzit-Einschlüsse golden oder kupferfarben auf und erzeugen ein interessanten optischen Effekt.

Aufgrund der spezifischen Mineralzusammensetzung trägt das Gestein die Bezeichnung »Bronzit-Gabbro«.

»Nuumit« (Amphibolit-Schiefer)

Nuumit (Amphibolit-Schiefer), Indien

Nuumit (Amphibolit-Schiefer) zeigt stets stängelige, schillernde Garben

Foto: K. Sieber, www.makrogalerie.de

Nuumit ist ein dunkelgraues bis fast schwarzes Gestein, das seit 1982 an insgesamt acht Fundstellen in der Nähe der Ortschaft Nuuk im Südwesten Grönlands abgebaut wird. Mit einem Alter von über 2,8 Milliarden Jahren zählt Nuumit zu den weltweit ältesten im Handel befindlichen Schmuckgesteinen. Auch in diesem Gestein tritt ein goldglänzendes Mineral auf, das jedoch im Unterschied zum Bronzit langgestreckte Kristalle bildet.

Das Dekorgestein stammt aus einem Amphibolit-Schiefer, der linsenförmig in einen Quarz-Cordierit-Gneis eingebettet ist. Das metamorphe Gestein, besteht zu mindestens 80% aus einem oder mehreren Mineralen der Amphibolfamilie. Im Nuumit sind die beiden Amphibolminerale Anthophyllit und Gedrit in Form feinster Lamellen mit einander verwachsen. Durch die Reflexion des Lichts an diesen Lamellen und der dadurch bedingten Überlagerung der Wellenlängen kommt es zu irisierenden Lichterscheinungen in goldgelben oder auch bunten Farben. Die Größe der Amphibolkristalle variert von weniger als 1 mm bis zu über 10 cm. Häufige Begleitminerale sind Quarz, Pyrit, Chalkopyrit und Magnetit.

Unterscheidung des Bronzit-Gabbro von Nuumit

Beide Gesteine besitzen eine dunkle bis fast schwarze Grundfarbe, mit gold- bis kupferglänzenden, reflektierenden Bereichen. Die mineralogische Zusammensetzung und die Entstehungsweise dieser Gesteine ist jedoch sehr verschieden, sodass sie auf keinen Fall gleichgesetzt werden dürfen.

Optische Unterscheidung:

Form und Farbe der glänzenden Einschlüsse sind für die Diagnose wichtig (links: Bronzit-Gabbro; rechts Nuumit).

Foto: K. Sieber, www.makrogalerie.de

Das wichtigste und einfachste Unterscheidungsmerkmal ist das Aussehen der glänzenden Einschlüsse. Bei Bronzit-Gabbro sind diese Einschlüsse eher rundlich und glänzen in Kupfer- bis Bronzefarben. Bei Nuumit sind die glänzenden Einschlüsse langgestreckt, parkettartig oder stängelig, mit goldgelben Farben. Die Form und Farbe der markanten Einschlüsse unterscheiden sich bei genauem Hinsehen deutlich voneinander. Der Grund für die immer wiederkehrende Falschbezeichnung ist wohl darin zu suchen, dass Nuumit wesentlich seltener und damit teurer ist als Bronzit-Gabbro.

Lit: Appel et al, 1987, A new gem material from Greenland: Iridescent  orthoamphibole.  Gems & Gemology, Vol. 23, No. 1, pp.36-42


Autor: Dipl.-Min. B. Bruder

© INSTITUT FÜR EDELSTEIN PRÜFUNG (EPI), 2021

 

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