Korallen sind nach wie vor in großen Mengen auf dem Markt

Foto: K. Sieber, www.makrogalerie.de

 

Edelkorallen werden nachweislich seit über 5000 Jahren gesammelt. Pro Jahr werden international Millionen von Stücke und Tausende von Kilogramm als Schmuck gehandelt.

Korallen (Corallium nobile) sind in der ganzen Welt in tropischen, subtropischen und gemäßigten Ozeanen in einer Tiefe bis 1.500 m heimisch Die bekannten Populationen von Edelkorallen, die groß genug sind, um eine kommerzielle Ernte zu ermöglichen, befinden sich alle nördlich des 19º Breitengrades Nord. Darunter sind sieben Arten, die im westlichen Pazifik geerntet werden und eine, die im Mittelmeer gesammelt wird. In der südlichen Hemisphäre haben alle Corallium-Arten eine sehr geringe Verbreitung.

Kommerzielle Verwertung

koralle

Die weltweit kommerziell verfügbaren Erträge von Edel-Korallen (aller Arten) erreichte im Jahr 1984 mit 450 Tonnen (MT) seinen Höhepunkt. Die internationale Nachfrage führte jedoch zu einer kontinuierlichen Verarmung von Corallium Beständen, da neu entdeckte Korallenstöcke rasch abgebaut wurden. Bis zum Jahr 1990 war das Abbauvolumen auf 40 Tonnen zurückgegangen. In den letzten 15 Jahren schwankten die gewonnene Mengen zwischen 28 und 54 Tonnen. Neue Technologien in der Herstellung von Schmuck, z.B. Zusammenfügen von kleineren, bisher nicht nutzbaren Korallen-Stückchen zu größeren Stücken mittels Kunstharz ("rekonstruierte Korallen"), hat zu neuen, oft illegalen Wegen der Nutzbarmachung von bisher unrentablen Fundgebieten geführt, bis hin zur Entfernung von ganzen Korallenbeständen eines Gebietes.

Ihre sessile (angewachsene) Wuchsform, lange Wachstumsraten, relativ späte Fortpflanzungsreife und Reproduktionsfähigkeit, die mit zunehmender Größe (Alter) zunimmt, eine lange Lebensspanne und begrenzte potenzielle Verbreitungsgebiete sind die Hauptmerkmale, die alle Korallenarten anfällig für übermäßigen Abbau machen. Korallenbänke sind einzelne, genetisch isolierte Einheiten, die nur in eng beschränkten Tiefsee-Lebensräumen vorkommen.

Durch die kommerzielle Ernte hat die genetische Vielfalt innerhalb und zwischen den Populationen von Corallium stetig abgenommen. Die Dichte der Kolonien wurde reduziert und in Bezug auf Größe und Altersstruktur zu Populationen hin verschoben, in denen kleine, unreifen Kolonien dominieren. Darüber hinaus führt der Einsatz von Grundschleppnetzen und Baggern zur Zerstörung von bodennahen Strukturen und zur Entfernung aller in der Bodenzone vorkommenden Lebewesen. Die Folge sind weitreichende Schäden am Ökosystem der Korallen.

Die Situation im Mittelmeerraum

Im westlichen Mittelmeer wurde innerhalb von 20 Jahren eine durch die dort lebenden Korallen dreidimensionale, waldartige Meeresbodenoberfläche, auf eine zweidimensionale, "Grasebenen“artige, öde Topographie mit einer sehr geringen Artenvielfalt reduziert. (Garcia-Rodriguez und Massò, 1986; Tsounis et al., 2006).
Im gesamten Mittelmeerraum, haben die Populationen der Mittelmeerkoralle (Corallium rubrum) in den letzten 20 Jahren einen dramatischen Rückgang in ihrer Größe, Altersstruktur und Reproduktionsleistung gezeigt. Die einzigen noch verbliebenen, kommerziell verwertbaren Bänke liegen derzeit entlang der afrikanischen Küste von Marokko bis Tunesien, in der Bonifacio Meerenge vor West Sardinien und entlang der spanischen Küsten. Den meisten Flachwasser-Populationen fehlen die großen Kolonien und sie zeigen einem generellen Übergang zu nicht-reproduktiven Kolonien. Ihre Größe liegt meist unter der Mindestgröße für den legalen kommerziellen Abbau, dessen Mittelwert jetzt bei 3 cm liegt (Liverino, 1989; Garrabou und Harmelin, 2002).

In Spanien liegen in Gebieten, die für kommerziellen Fischfang genutzt werden 89% der Kolonien unterhalb der legalen Erntegröße, 96% zeigen nur rudimentäre Verzweigungsstrukturen (nur primäre und sekundäre Zweige) und 91% sind weniger als 5 cm hoch. Zwischen 1986 und 2003 ging der mittlere Durchmesser der Basis der Kolonien von 7,2 mm auf 4,8 mm zurück und die mittlere Höhe verringerte sich von 61,8 mm auf 27 mm. Selbst in seit über 14 Jahren existierenden Fischereischutzzonen wurden selten Kolonien gefunden, die größer waren als 20 cm. (Tsounis et al. 2006).

Die derzeitige Praxis, im Mittelmeer Korallen mit einem basalen Mindestdurchmesser von 7 mm zu ernten, führt zu Kolonien die durchschnittlich nur 11 Jahre alt sind. Bei einer Korallenbank, die zuletzt 1977 abgeerntet wurde, hatten die größten Kolonien 23 Jahre später noch immer keine handelsübliche Größe erreicht (Garrabou und Harmelin, 2002).

Diese Zahlen belegen die enormen Schäden, den die kommerzielle Entnahme von Korallen aus Flachwasserregionen verursacht hat.
In den 1950er Jahren traten die Populationen von Corallium rubrum im Mittelmeer vor Kalabrien, Neapel, Sardinien, Korsika und Teilen der französischen und spanischen Meeresküste noch als bedeutende Korallenbänke auf. Heute sind die meisten überfischt und wirtschaftlich nicht mehr nutzbar. Eine Korallenbank östlich der Graham Bank vor Sizilien und drei Bänke vor der Küste von Sciacca (Straße von Sizilien), die zwischen 1875 und 1880 entdeckt wurden und bis 1915 abgeerntet wurden sind heute komplett ausgerottet (Liverno, 1984; Geronimo et al., 1993).

Nationale Schutzprogramme

Die spanische Regierung hat bereits in den 1970er Jahren kleine Schutzgebiete für Corallium rubrum im Mittelmeer ausgewiesen. Im Jahr 2006 hat das spanische Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung die längst überfällige Verwendung von Grund- und Schleppnetzen bis in eine Tiefe von 50 m untersagt.
In der Europäischen Union (EU) ist Corallium rubrum im Anhang V der europäischen Habitat Richtlinie aufgeführt. Im Jahr 1994 verbot die Europäische Union die Verwendung von Baggervorrichtungen für die Ernte von Korallen im Mittelmeer (Verordnung Nr. 1626/94; Rat der Europäischen Union, 1994).
Bewirtschaftungsmaßnahmen die in den US-Gewässern rund um Hawaii und in Teilen des Mittelmeerraums für die Corallium Fischerei festgelegt wurden, beinhalten das Ausweisen von Schutzzonen, Entnahmequoten, Lizenzierung und Einschränkungen für nichtselektive Fanggeräte.

Diese Maßnahmen fehlen in anderen Standorten, einschließlich den internationalen Gewässern. Weltweit gibt es noch keinen vollständigen Schutz aller Corallium Arten.

Fazit

Mit dem internationalen Schutz von 4 Corallium Arten ist ein erster Anfang gemacht, um Edelkorallen aus dem westlichen Pazifik vor dem Aussterben zu bewahren. Die gleichen Schutzmaßnahmen für die Mittelmeerkoralle (Corallium rubrum) sind längst überfällig. Die verbliebenen wirtschaftlich nutzbaren Vorkommen der Mittelmeerkoralle liegen heute alle außerhalb der EU und sind nur durch einen weltweit wirksamen Schutz vor der totalen Zerstörung zu retten.

 

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