Obsidian: Naturprodukt contra künstlichem Glas
Foto: K. Sieber, www.makrogalerie.de
Obsidian ist ein vulkanisches Gestein, dessen chemische Zusammensetzung derjenigen eines Rhyoliths oder Granits entspricht. Im Gegensatz zu diesem sind die Mineralien jedoch nicht auskristallisiert, sondern liegen als glasig erstarrten Schmelze vor, die keine oder kaum kristalline Strukturen ausgebildet hat. Es wird deshalb als Gesteinsglas bezeichnet, das sich bei Vulkanausbrüchen bildet, wenn kieselsäurereiche Lava an der Luft oder im Wasser sehr schnell abkühlt.
In Abhängigkeit von der Entstehungsgeschichte und den eingeschlossenen Verunreinigungen entstehen eine Reihe von Farb- und Strukturvarietäten:
- gewöhnlicher grünlich-brauner Obsidian
- »Schwarzer Obsidian« (schwarz durch Erzeinschlüsse)
- »Rauchobsidian« (durchsichtiger, rauchgrauer Obsidian mit wenigen Erzeinschlüssen)
- »Lamellenobsidian« (durchsichtiger, rauchgrauer Obsidian mit lamellenartigen Erzlagen)
- »Mahagony Obsidian« (schwarzer Obsidian mit braunen, eisenoxidreichen Bändern)
- »Schneeflockenobsidian« (schwarzer Obsidian mit weißen Flecken durch beginnende Mineral-Auskristallisation)
- »Apachenträne« (rundlichr, durchsichtiger bis schwarzer Obsidian)
- »Regenbogenobsidian« (schwarzer Obsidian mit farbig reflektierenden Zonen durch Mineraleinschlüsse)
- »Goldobsidian«, »Silberobsidian« (schwarzer Obsidian mit goldenem oder silbernem Schimmer durch Glas- und Wassereinschlüsse)
»Schneeflocken-Obsidian« bildet sich, wenn in ehemals schwarzem Obsidian - ausgehend von kleinen Kristallisationskeimen - zunächst Feldspat (Sanidin), später dann auch Quarz (Cristobalit, Tridymit) auskristallisiert. In den weißen Bereichen des »Schneeflocken-Obsidians« ist der Kristallisations- prozess schon weit fortgeschritten. Wenn er sich weiter fortsetzt, entstehen Bereiche mit kleinen, rundlichen Obsidianresten, die als »Apachentränen« bezeichnet werden.
Die schönsten Exemplare der Obsidian-Varietät »Regenbogen-Obsidian« kommen aus den Provinzen Querétaro und Jalisco in Zentral-Mexiko. Das prächtige, irrisierende Farbenspiel in allen Farben des Regenbogens wird durch winzige, orientiert auskristallisierte Minerale (z.B. Ilmenit) verursacht. Sie brechen und reflektieren das Licht, sodass es in einer ganz bestimmten Blickrichtung zu den farbigen Lichterscheinungen kommt.
Ebenso wie »Regenbogen-Obsidian« kommen auch die Varietäten »Goldobsidian« und »Silberobsidian« hauptsächlich aus den Provinzen Querétaro und Jalisco in Zentral-Mexiko.
Bei der raschen Abkühlung der Lava, haben sich durch eingeschlossene Gas und Aschereste winzige Kanäle gebildet, die - wenn sie die richtige Größe und Orientierung haben - das Licht als goldenen oder silbrigen Schein reflektieren.
künstliches Glas
Laut CIBJO sind Imitationen Nachahmungen von natürlichen Steinen, die ganz oder teilweise durch Menschen hergestellt worden sind. Diese Steine imitieren die Wirkung, die Farbe und das Aussehen natürlicher Edelsteine, ohne deren chemische und/oder physikalische Eigenschaften und/oder Kristallstruktur zu besitzen. Im Falle der folgenden Produkte existieren keine natürlichen Vorbilder, sodass sie genau genommen keine Imitationen sind. Natürlicher Obsidian kommt NIEMALS in den Farben transparent blau, rot oder gelb vor. Diese künstlichen Produkte sind allein dem Erfindungsreichtum von Menschen zu verdanken und haben mit Obsidian nichts zu tun !
Der in der mineralogischen Literatur hin und wieder erwähnte »blaue Obsidian« und »grüne Obsidian« sind leicht bläulich-graue bzw. grünlich-graue Obsidiane mit unauffälligem Erscheinungsbild. Da ein Nicht-Mineraloge das natürliche Aussehen von "blauem" und "grünem" Obsidian nicht kennt, werden unter diesen Namen verschiedene aquamarinfarbige und grasgrüne Kunstprodukte angeboten, deren Aussehen und Transparenz sich gravierend vom Naturprodukt unterscheidet. Die Farbe des natürlichen blauen oder grünen Obsidians ist so unscheinbar, dass Sie wahrscheinlich achtlos daran vorbei gingen, würden er Ihnen in der Natur begegnen. Nur beim Durchstrahlen mit Licht, haben Sie eine Chance, die bläuliche oder grünliche Färbung zu erkennen.
Glasschlacke
Glasschlacke, auch wenn in der Natur gefunden, ist kein Naturprodukt
Foto: K. Sieber, www.makrogalerie.de
Mit erstaunlicher Beharrlichkeit kursiert seit Jahren eine hell- bis dunkelblau oder gelblich bis grün gemaserte Glasschlacke unter dem Namen "blauer Obsidian" im Handel. Sie kam zunächst unter dem Namen "Antikglas" in Umlauf, erfuhr aber schon bald eine irreführende Namens-Metamorphose zum angeblichen Naturprodukt Obsidian. Es handelt sich aber um ein Abfallprodukt aus der Eisenverhüttung und hat mit Obsidian nicht das Geringste zu tun. In Schweden gibt es Deponien dieses Materials, die sich über mehrere Quadratkilometer erstrecken. Auch in Deutschland sind mehrere Fundpunkte bekannt geworden.
"Grüner / roter / gelber Obsidian" | "St. Helens Obsidian"
"Grüner Obsidian" oder "St. Helens Obsidian" stammt angeblich vom Ausbruch des Vulkans St. Helens in den USA. Dass dort überhaupt keine Lava ausgeflossen ist, scheint die Geschäftemacher nicht zu interessieren. Traurig ist nur, dass diese Lüge inzwischen auch in einigen esoterischen Steine-Büchern verbreitet wird. Der Hersteller gibt an, dieses Glas würde von ihm durch Zusammenschmelzen von Asche hergestellt, die an verschiedenen Stellen des Vulkans gesammelt wird.
Sonderbarerweise sind die Spurenelemente, die für die Färbung der Gläser verantwortlich sind, in der Vulkanasche gar nicht vorhanden. Zu Testzwecken eingeschmolzene Asche vom Mt. St. Helens ergab immer ein braunschwarzes Glas. Davon abgesehen dürfte ein künstlich zusammen geschmolzenes Produkt niemals Obsidian genannt werden.
"Blauer Obsidian" | "synthetischer Obsidian" | "Andara Crystal"
Flaschenglas erzielt als "blauer Obsidian" astronomische Preise
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Ebenso hartnäckig wie das St. Helens Glas hält sich ein künstliches, aquamarinfarbiges Glasprodukt, dessen Herkunft mit Java (Indonesien) angegeben wird. Es wird als "Andara Crystal", "Aqua Lemuria", "blauer Obsidian" oder "synthetischer Obsidian" angeboten.
Letztere Bezeichnung ist in doppeltem Sinne falsch. Nach den CIBJO-Bestimmungen muss ein synthetisches Produkt die gleichen chemischen und physikalischen Eigenschaften besitzen wie das natürliche Vorbild. Diese Regel wird von Kunstglas nicht erfüllt. Die physikalischen und chemischen Merkmale von Naturobsidian stimmen mit denjenigen der künstlichen Gläsern NICHT überein. Ja mehr noch: für hellblaue Gläsern gibt es bisher kein natürliches Vorbild. Aquamarinfarbener, hochtransparenter Obsidian ist in der Natur völlig unbekannt!
Auch wenn dieses Produkt auf asiatischen Märkten unter der Bezeichnung "synthetic obsidian" angeboten wird - hier in Europa gilt der Begriff "synthetischer Obsidian" als eine irreführende Bezeichnung, dessen Verwendung den Tatbestand des unlauteren Wettbewerbs erfüllt. Dieses Material ist im Tele-Homeshopping Bereich genauso zu finden, wie auf Mineralienbörsen (sogar als Trommelsteine). Hin und wieder wird es irreführenderweise auch als "sehr seltener, grüner (oder blauer) Naturobsidian" oder als "Vulkanglas" angeboten.
"Vulkanglas"
Von der Blumenvase zum Schmuckanhänger: künstlich hergestelltes, rotes Glas
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Mit diesem Namen oder unter der Bezeichnung "roter Obsidian" wird auch ein rotes künstliches Glas charakterisiert, das vor allem als geschliffene Ware (als Kugelketten, Trommelsteine etc.) in den Verkauf kommt. Mit bloßem Auge hat das Material ein durchaus natürliches Erscheinungsbild. Erst bei genauerer Beobachtung mit der Lupe können zahlreiche runde Gasblasen erkannt werden, die im Glas eingeschlossen sind. Diese Gasblasen und zahlreiche rote Einschlüsse machen das Material durchscheinend bis fast undurchsichtig, sodass es durchaus für einen natürlichen Stein gehalten werden könnte.
Roter Obsidian ist in der Natur jedoch gänzlich unbekannt. Deshalb können Sie davon ausgehen, dass Gläser in dieser Farbe IMMER künstliche Produkte sind.
Autor: Dipl.-Min. B. Bruder
© INSTITUT FÜR EDELSTEIN PRÜFUNG (EPI)
Ich habe einen durchsichtigen, intensivgrünen „seltenen Obsidian“-Anhänger, gefasst in Sterling-Silber gekauft, in einem „Steinfachgeschäft“. Nach Ihren Ausführungen wohl auch nur Glas für CHF 198.-… Kann ich den Stein als Laie irgendwie selber prüfen?
Danke für Ihre Antwort.
MfG, I. Wohlhauser
Die Unterscheidung von natürlichem Glas und künstlich hergestelltem Glas ist ohne gemmologische Geräte wie z.B. Refraktometer oder hydrosttische Waage nicht möglich. Und selbst mit solchen Geräten ist das Resultat nicht immer eindeutig. Für eine eindeutige Bestimmung benutzen wir die Röntgendiffraktionsanalyse (RDA). Die ist jedoch nicht 100% zerstörungsfrei, dh. wir müssen eine winziges Stück vom Untersuchungsgegenstand entfernen.